Language: Deutsch
06-01, 17:00–18:00 (Europe/Berlin), ZKM Medientheater
Die elektronische Patientenakte (ePA) ist ein Phantom. Jeder hat eine andere Vorstellung davon. Wie es zu dieser Situation kommen konnte und wie die Digitalisierung im Gesundheitswesen dennoch gelingen kann, darum geht es in meinem Vortrag.
Die elektronische Patientenakte (ePA) gilt als die zentrale digitale Anwendung im Gesundheitswesen.
Zur Einstimmung präsentiere ich Ihnen alternative Realitäten des Gesundheitswesens und wie politische Fiktionen zu Fakten werden. Danach treffen diese politischen Fakten auf die Alltagsrealität. Dazu nehme ich Sie mit in meine ärztliche Sprechstunde. Ich meine natürlich den Teil, wenn meine ärztliche Patientenbehandlung schon beendet ist und nur noch gerade eben schnell die Daten in die elektronischen Patientenakte (ePA) hochgeladen werden sollen. Im letzten Teil gibt es eine Perspektive, wie die Digitalisierung im Gesundheitswesen über das Konzept der informationellen Gesundheit bzw. der informationelle Erkrankung doch noch gelingen kann. Nein, ich meine nicht die informationelle Selbstbestimmung. An dieser Stelle höre ich dann immer wieder die Frage, kannst Du informationelle Erkrankung noch mal erklären? Das mache ich dann. Vorab nur so viel: Neben dem Digitalanwendungsfall der Corona-Warn-App ist diese Theorie auch nutzbar im Spannungsfeld von Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie. Die elektronische Patientenakte (ePA) füllt zukünftig den größten Teil des Gedankenraums dazwischen. Informationelle Erkrankung entsteht, wenn Information von außen auf die Betroffenen lebensverändernd einwirkt. Das hat es schon immer gegeben. Zusammen mit dem Wirkungsverlust von Fakten verlieren wir gerade die Wissenschaft als sozialen Moderationsraum. Muss man das alles zu einer Frage der Gesundheit machen? Nein, muss man nicht, aber wenn sich sonst keiner zuständig sieht, dann schon. Exklusion und Armut machen krank und dann sind wir Ärzte zuständig. Hier geht es um die Verhinderung von Krankheit und vorzeitigem Tod und da sind die Ärzte, als die akademischen Experten für Gesundheit und Krankheit unzweifelhaft gefragt.
Gleichzeitig verlagert der Ansatz der bio-psycho-sozio-informationellen Erkrankung, oder kurz der informationellen Erkrankung, Teilaspekte von Krankheit, die heute allein einzelnen Menschen zugeordnet werden, zurück ins soziale System, so wie es die Ottawa-Charta der WHO fordert, um Gesundheit zu befördern. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen, kann nur gelingen, wenn konfliktreduziertes Zusammenleben und mehr Gesundheit befördert wird. Die Idee der informationellen Gesundheit macht dies möglich.
es geht um körperliche und seelische Krankheit, konkret um Geschlechtserkrankungen und Alkohol, Nikotin und Drogenmißbrauch, um Armut und Information als Ursache für Erkrankung, um vorzeitigen Tod durch vermeidbare Erkrankung, Diskriminierung und Benachteiligung, um Konflikte bei der sexuellen Orientierung, das Spannungsfeld von Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie, um Suizid und Suizidprävention und um Gewalt in der Kommunikation