19.06.2025 –, ZKM Medientheater
Sprache: English
Stelarc (*1946, Limassol, Zypern) zählt seit den 1980er-Jahren zu den einflussreichsten Vertretern der zeitgenössischen Kunst, die sich mit der technologischen Erweiterung und Modifikation des menschlichen Körpers befassen. In seinem Vortrag thematisiert der in Australien lebende Künstler, wie digitale Technologien neue Formen der Körperlichkeit ermöglichen, in denen der Körper zunehmend zur Schnittstelle zwischen biologischen, maschinellen und virtuellen Realitäten wird. Seine künstlerischen Experimente schaffen provokative Zukunftsszenarien, die stets das Element des Unvorhergesehenen enthalten.
Stelarc (1946, Limassol, Zypern) wurde international bekannt durch Performances mit robotischen Gliedmaßen, ferngesteuerter Muskelstimulation, seinen spektakulären Suspension-Performances sowie insbesondere durch das Projekt »Third Ear«, bei dem ihm ein im Labor gezüchtetes Ohr in den Arm implantiert wurde. Der Vortrag gibt Einblick in seine aktuelle Forschung sowie in seine grundlegenden Überlegungen zur technischen Erweiterung von Körpern.
Stelarc bringt seine Position selbst wie folgt zum Ausdruck:
"Alternative Körperlichkeiten vermehren sich. Alternative Intelligenzen entstehen, Maschinen werden autonomer, Körper werden technisch. Das Digitale ermöglicht alternative anatomische Architekturen.
Im Exzess zu sein bedeutet, zwischen dem Biologischen, dem Maschinellen und dem Virtuellen zu oszillieren, sowohl in nahen als auch in fernen Räumen. Im Exzess zu sein bedeutet, ein erweitertes operatives System mit verteilten Sinnen und erweiterter Handlungsfähigkeit zu sein.
Digital zu sein bedeutet, in einer verflachten Ontologie interagierender Algorithmen, Maschinen, Instrumente, Netzwerke, Mikroorganismen und anderer Körper, Objekte und Bilder zu leben. Der Mensch wird dabei nicht privilegiert. Was mit dem Digitalen deutlich wird, ist die Konnektivität des menschlichen Körpers. Er ist eine Schnittstelle.
Künstlerinnen schaffen umstrittene Zukunftsvisionen – Möglichkeiten, die performt, hinterfragt, bewertet, möglicherweise angeeignet, aber höchstwahrscheinlich verworfen werden können. Eine Zukunft ohne Kontingenz ist keine Zukunft. Eine Zukunft ist keine Zukunft, wenn sie nicht das Unerwartete beinhaltet."
Stelarc (*1946 in Limassol, Zypern) ist ein australischer Performance-Künstler, der alternative anatomische Architekturen erforscht, mit technologischen Erweiterungen und der Modifikation des menschlichen Körpers. Er führte Performances mit einer »Third Hand«, einer »Stomach Sculpture« sowie einem sechsbeinigen Laufroboter durch. Bei »Fractal Flesh« wurde sein Körper mithilfe von Muskelstimulation ferngesteuert choreografiert. Im Jahr 2006 wurde ihm chirurgisch ein Ohr auf seinem Arm implantiert. Bei »Re-Wired/Re-Mixed« im Jahr 2016 konnte er fünf Tage lang, jeweils sechs Stunden täglich, ausschließlich mit den Augen einer Person in London sehen und mit den Ohren einer Person in New York hören, während Menschen weltweit seinen rechten Arm fernsteuern konnten. Im Auftrag der Adelaide Biennial of Australian Art 2020 entstand »Reclining StickMan«, ein 9 Meter langer und 4 Meter hoher Roboter, der algorithmisch gesteuert wird und online interaktiv bedient werden kann.
Stelarc wurde 1996 zum Honorarprofessor für Kunst und Robotik an der Carnegie Mellon University ernannt und erhielt 2002 die Ehrendoktorwürde der Rechtswissenschaften von der Monash University. Im Jahr 2010 wurde ihm der Ars Electronica Golden Nica Hybrid Arts Prize verliehen. 2015 erhielt er den Australia Council’s Emerging and Experimental Arts Award, 2016 die Ehrendoktorwürde der Ionian University auf Korfu und 2024 eine Ehrendoktorwürde der Kunstakademie Krakau.